Wohnen auf dem Supermarkt

8. Juni 2020

Die Kombination aus Lebensmittelgeschäften und Wohnen ist in Städten schon immer üblich gewesen. In den letzten Jahrzehnten haben sich jedoch die beiden Funktionen voneinander getrennt. Die Gründe liegen weniger im Flächenbedarf der Märkte, als im Verschwinden „normaler“ Ladengeschäfte und der daraus resultierenden Marktkonzentration und dem Mehrbedarf an Fläche bzw. Standorten sowie dem steigenden Flächenbedarf für Kundenparkplätze.

Die Folge waren immer mehr Supermärkte auf der „grünen Wiese“mit seriell-funktionaler Architektur und einer Ausrichtung auf Autokunden. Diese eingeschossigen Märkte mit großen Parkplätzen finden sich mittlerweile, teilweise bedingt durch heranrückende Bebauung, auch in Innenbereichen von kleineren und großen Städten. Zwar dienen die Märkte zur wohnungsnahen Versorgung der Bevölkerung in Stadtkernen und in umliegenden Quartieren, nutzen aber die wertvolle Ressource Boden nur unzureichend aus.

Im Sinne einer Stadt der kurzen Wege bietet sich hier die Chance durch eine intelligente Mehrfachnutzung und funktionale Mischung nicht nur die Versorgung der wachsenden Bevölkerung mit Angeboten des täglichen Bedarfs im unmittelbaren Wohnumfeld zu gewährleisten, sondern auch zusätzlichen Wohnraum im Innenbereich der Städte zu schaffen. Studien gehen davon aus, dass durch die Aufstockung von Nichtwohngebäuden in gefragten Regionen Deutschlands in Mischgebieten 438.000 Wohnungen und in Innenstadtkernlagen sogar 725.000 Wohnungen entstehen könnten. Da die Rahmenbedingungen an jedem Standort individuell zu betrachten sind, z.B. im Hinblick auf das Alter der Gebäude, ihren Lebenszyklus, die baurechtliche Situation etc., braucht es gute Konzepte.

Mit einem Antrag fordern wir Grüne deshalb die Staatsregierung auf, mit Vertreterinnen und Vertretern von Einzelhandelsunternehmen, der Wohnungswirtschaft und Immobilienverbände, der kommunalen Spitzenverbände, der Regionalen Planungsverbände, der Stadtplaner-und Architektenkammer, der Industrie-und Handelskammern und des Handelsverbandes einen Gipfel zum flächensparenden Wohnungsbau auf Supermärkten auszurichten. Im einem zweiten Schritt sollen aus den erzielten Ergebnissen Leitlinien für Kommunen erarbeitet werden, die diese bei der Umsetzung solcher Projekte vor Ort unterstützen. Obwohl in Hessen unter schwarz-grüner Ägide ein solcher Gipfel bereits erfolgreich umgesetzt wurde, sieht die schwarz-orange Mehrheit im Bayerischen Landtag keinen Bedarf.